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Lindenberg, Wladimir

H.A.M. 0

Wladimir Lindenberg (Wladimir Alexandrowitsch Fürst Tschelischtschew, eigtl. Waldemar Ernst Lindenberg)
Arzt, Schriftsteller und Maler

Geb. 16.05. 1902 in Moskau/ Rußland
Gest. 18.03. 1997 in Berlin


Wladimir Lindenberg ist der Stiefsohn des Remscheider Ingenieurs Karl Lindenberg – der in Rußland Schmalspurbahnen herstellt – und dessen Ehefrau Jadwiga, geb. Studenska, polnische Adlige. Sein leiblicher Vater (Sascha) kam auf Seiten der Weißen Armee bei Kämpfen gegen die Revolutionäre ums Leben.

Er besucht in Moskau ein deutsches Gymnasium und übersiedelt im Alter von 16 Jahren mit seinem Stiefvater vor den Wirren der Russischen Revolution zurück in die Heimatstadt des Vaters. Mutter und Geschwister folgten später. Im bergischen Remscheid schließlich holt der junge Lindenberg das Abitur nach, studiert ab 1921 in Bonn Medizin und promoviert 1926 zum Dr. med. Bis 1929 arbeitet Wladimir Lindenberg zuerst als Assistenzarzt an der Bonner Universitätsklinik, fährt anschließend für ein Jahr als Schiffsarzt zur See, hat von 1930 bis 1935 eine Oberarzt-Stelle im Hirnverletzten-Krankenhaus in Bonn inne und führt ab 1933 dazu auch noch eine eigene Praxis.

Bereits in den Zwanziger Jahren beginnt die Mehrfachbegabung Lindenberg mit der Herstellung von Bildteppichen. Dazu zeichnet und malt er Bilder, die in ihrer Thematik immer wieder von seiner russisch-religiösen Tradition geprägt sind, der sich Wladimir Lindenberg auch später schriftstellerisch zuwenden wird.


Am 11. Mai 1937 verurteilt ihn ein Gericht unter der Vorwurf „ausgedehnter homosexueller Betätigung“ wegen Vergehens gegen den Paragraphen 175 zu vier Jahren Gefängnis. Lindenberg, bei Machtübernahme der Nazis 1933 einer der Mitbegründer der „Nationalsozialistischen Kriegsopfer- Versorgung“, nimmt dies klaglos an und stellt sogar – nicht zuletzt, um seinen „Besserungswillen“ zu dokumentieren -, in der Strafanstalt Wittlich bei Trier den Antrag, Schwerstarbeit leisten zu dürfen. Daraufhin wird er ins Emsland-Lager Neusustrum überstellt.


Es folgen drei harte Jahre Fronarbeit im Moor. Im Winter 1940 ist Wladimir Lindenberg bis auf die Knochen abgemagert, aber er hat die Strapazen überstanden und könnte wieder ein freier Mann sein – wenn nicht inzwischen Homosexualität als politisches Vergehen gelten würde: im Januar 1941 soll er deshalb in Vorbeugehaft für das Konzentrationslager Sachsenhausen genommen werden.

Um der KZ-Haft zu entgehen, stellt er am 1. Februar 1941 einen Antrag auf „Freiwillige Entmannung“, und am 22. Mai wird er tatsächlich operiert. Nach nationalsozialistischer Definition ist er nun „kein Mann mehr“ – und darf deshalb auch nicht (entgegen seinem ausdrücklichen Wunsch) zur Wehrmacht und an die Front.


Statt dessen wird Wladimir Lindenberg Leiter des Forschungslabors einer pharmazeutischen Firma in Berlin-Waidmannslust. 1944 flieht der Mediziner mit seiner Frau, der Bildhauerin und Pianistin Dolina Gräfin von Roedern, vor den zunehmenden alliierten Bombenangriffen aus Wilmersdorf, überlebt die Wirren des Krieges, arbeitet 1946/47 in einem Behelfskrankenhaus in Berlin-Heiligensee und ist von 1947 bis 1959 Chefarzt der Spezialabteilung für Hirnverletzte im Waldkrankenhaus Berlin-Spandau.


Neben seiner medizinischen widmet sich Lindenberg ab 1947 nun auch zunehmend seiner vielfältigen schriftstellerischen Arbeit. Insgesamt 36 Bücher erscheinen zwischen 1948 bis 1994 in deutscher Sprache. Ein noch auf russisch entstandener autobiografischer Text, den der damalige Abiturient Lindenberg bereits 1920 geschrieben hat, wird erst 65 Jahre später veröffentlicht. Da ist er bereits ein angesehener Schriftsteller, der neben seinem vielfältigen künstlerischen Schaffen weiterhin als Mediziner tätig ist. 1959 – mit immerhin 57 Jahren! – eröffnet Wladimir Lindenberg in seinem Holzhaus in Schulzendorf noch eine Facharztpraxis für Neurologie und Psychiatrie, wo der seit 1966 Verwitwete bis ins hohe Alter auch noch regelmässig praktiziert.


Zusammengestellt von:

 
Hans Joachim Schneider

Quellen:

www.das-dibbuk-haus.de

http://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Lindenberg

„Eine Kindheit in Russland“

„Gottes Boten unter uns“


Links (deutsch):

http://www.das-dibbuk-haus.de/fa371d2b-a228-4ff9-9274-bd5e154c2e7a.html?1166749488250

http://www.wladimirlindenberg.de/

http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=4.1/REL?PPN=118573187

http://home.arcor.de/neander34/prosa-002.htm

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