Ernst Lubitsch
Regisseur
Geb. 28.1.1892 in Berlin
Gest.: 30.11.1947 in Hollywood/ USA
Der Name Ernst Lubitsch steht für einige der besten Komödien der Filmgeschichte wie etwa „Ninotschka“ (1939) mit Greta Garbo oder „Blaubarts achte Frau“ (1938) mit Gary Cooper und Claudette Colbert. Der deutsche Emigrant war einer der Wegbereiter der sogenannten „Screwball-Comedy“, in denen eher schwachen Männern von gewitzten und selbständigen Frauen der Kopf verdreht wurde. Der „Lubitsch-Touch“ gilt noch heute als Synonym für freche, erotische Komödien.
Als Sohn eines jüdischen Damenschneiders erlebt Ernst Lubitsch eine normale Kindheit im Berlin der Jahrhundertwende. Später behauptet er, dass er schon im Alter von sechs Jahren den Wunsch gehabt hätte, Schauspieler zu werden. Doch zunächst geht der junge Ernst nach Abschluss des Gymnasiums seit 1908 in die Lehre in einem Stoffgeschäft unweit des Alexanderplatzes. Schon bald ist er derart unzufrieden, dass er sich gegen den Willen des Vaters als Schauspieler versucht.
Tagsüber arbeitet er als Buchhalter im Geschäft des Vaters, am Wochenende und nachmittags nimmt er Schauspielunterricht und abends spielt er gelegentlich schon in Kabaretts. Schließlich wird der erst 19-jährige Ernst Lubitsch von dem großen Max Reinhardt ans Theater geholt.
Nach einer Schauspieler-Karriere bei Reinhardt wechselt Lubitsch 1913 zum Film, wo er nach einigen Auftritten als Komiker „Meyer“ bereits zwei Jahre später seine ersten kurzen Komödien auch hinter der Kamera realisiert. Leider gelten die meisten Filme dieser Zeit – hauptsächlich Kurzfilme – als verschollen. Erhalten geblieben sind Werke wie „Der Stolz der Firma“ (1914), „Fräulein Piccolo“ (1915), „Robert und Bertram oder: Die lustigen Vagabunden“ (1915), „Doktor Satansohn“ (1916) und „Schuhpalast Pinkus“ (1916).
In diesen Jahren arbeitet Lubitsch bereits mit einer sich kaum ändernden Crew zu der unter anderem Drehbuchautor Hanns Kräly, Schauspielerin Ossi Oswalda, Darsteller Harry Liedtke und Filmarchitekt Kurt Richter gehören. Gelegentlich stoßen auch Filmgrößen wie Emil Jannings („Wenn wir dasselbe tun“, 1917) und Paul Wegener („Hans Trutz im Schlaraffenland“, 1917) hinzu.
Als am 18. Dezember 1917 in Berlin die UFA („Universum-Film-Aktiengesellschaft“) gegründet wird, ist Lubitsch einer ihrer wichtigsten Regisseure. Er versteht sein Handwerk so vortrefflich, dass seine Komödien überaus erfolgreich sind. Doch Lubitsch will mehr.
So werden seine Filme nicht nur länger und aufwendiger, sondern mit Filmen wie „Die Augen der Mumie Ma“ (1918) wendet er sich von seinem komödiantischen Stil ab und baut gleichzeitig die Schauspielerin Pola Negri – mit ihr folgt im gleichen Jahr noch „Carmen“ – zum Star auf.
Filme wie „Die Austernprinzessin“, „Rausch“ (Kamera: Karl Freund), „Madame Dubarry“ und „Die Puppe“ werden 1919 zu wahren Hits. 1920 folgen Werke, die ebenfalls zu Stumm-filmklassikern werden: „Kohlhiesels Töchter“ (mit Henny Porten und Emil Jannings), „Romeo und Julia im Schnee“, „Sumurun“ (mit Pola Negri) und „Anna Boleyn“ (mit Emil Jannings).
Auch 1921 kann Lubitsch mit „Die Bergkatze“ (wieder mit Pola Negri) und „Das Weib des Pharao“ (wieder mit Jannings) seine Erfolgssträhne fortsetzten. Mit „Die Flamme“ (erneut mit der Negri) dreht er 1922 seinen letzten Film in Deutschland. Denn Lubitschs Ruhm ist schon bis Hollywood vorgedrungen und die große Mary Pickford lockt Lubitsch mit einem Regie- Angebot für ihren Film „Rosita“ in die amerikanische Filmmetropole. So geht Lubitsch Ende 1922 in die USA, wo er schnell zu einem der ganz Großen aufsteigt.
Er holt einige Leute seiner alten Crew nach Kalifornien (unter ihnen Drehbuchautor Hanns Kräly, Emil Jannings und Pola Negri) und dreht jährlich ein bis zwei Filme; darunter etwa „Rund um die Ehe“ (1924), „Das verbotene Paradies“ (1924), „Küß‘ mich noch einmal“ (1925), „Alt-Heidelberg“ (1927) und „Der Patriot“ (1928).
Als dann der Tonfilm seinen Siegeszug durch Hollywood führt, hat Lubitsch – im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen – überhaupt keine Schwierigkeiten mit der Umstellung. Im Gegenteil: Seine Tonfilme werden allesamt zu Klassikern.
Seine eleganten und frivolen Salonkomödien sind auch ein Bild einer vergangenen Zeit: Fast alle seine Filme spielen in der großbürgerlichen Schicht des Europas der Jahrhundertwende. Andrew Sarris schreibt dazu 1968: „Werke wie die von Lubitsch werden wir nie wieder sehen, weil die von ihm gezeigte Welt lange vor ihm starb – außer in seiner Imagination“ (Halliwell’s Filmgoers Companion).
Lubitsch-Filme zeichnen sich durch einen frivolen Umgang mit Sex und den Geschlechterbeziehungen aus, ohne vulgär oder gar pornographisch zu wirken. Diese Art des Dialogs wird als „Lubitsch-Touch“ weltberühmt. Bestes Beispiel ist der Film „Serenade zu dritt“ (1933), in dem sich zwei Männer und eine Frau in einer platonischen Dreierbeziehung versuchen, aber an ihren Bedürfnissen scheitern.
Lubitsch stirbt 1947 kurz vor der Vollendung von „Frau in Hermelin“, den dann Otto Preminger fertig stellt. Für Preminger hat Lubitsch 1945 den Film „Skandal bei Hofe“ produziert. Außerdem produzierte er Joseph L. Mankiewiecz‘ „Weißer Oleander“ (1946).
Weitere Stummfilme von/mit Lubitsch:
„Die ideale Gattin“ (1913), „Die Firma heiratet“, „Bedingung – Keine Ahnung“ (beide 1914), „Der letzte Anzug“, „Arme Maria“, „Zucker und Zimt“, „Sein einziger Patient“, „Der Kraftmeier“, „Auf’s Eis geführt“, „Der schwarze Moritz“, „Blindekuh“, „Fräulein Seifenschaum“ (alle 1915), „Die neue Nase“, „Als ich tot war“,
„Der gemischte Frauenchor“, „Der GmbH-Tenor“ (alle 1916), „Ossi’s Tagebuch“, „Prinz Samt“, „Käsekönig Holländer“, „Der Blusenkönig“, „Das fidele Gefängnis“ (alle 1917), „Meyer aus Berlin“, „Der Rodelkavalier“, „der Fall Rosentopf“, „Ich möchte kein Mann sein“, „Das Mädel vom Ballett“ (alle 1918), „Meine Frau, die Schauspielerin“, nur Drehbuch zu „Der lustige Ehemann“ (beide 1919), „Die Wohnungsnot“ (1920), „Drei Frauen“ (1924), „Lady Windermeres Fächer“ (1925), „So ist Paris“ (1926) und
„Der König von Bernina“ (1929).
Weitere Tonfilme von Lubitsch:
„Liebesparade“ (1929), „Paramount-Parade“ (drei von 19 Episo-den), „Monte Carlo“ (beide 1930), „Der lächelnde Leutnant“,
„Der fremde Sohn“ (beide 1931), „Eine Stunde mit dir“, „Wenn
ich eine Million hätte“ (eine Episode), „Ärger im Paradies“ (alle 1932), „Die lustige Witwe“ (1934), „Perlen zum Glück“ (1936, Regie: Frank Borzage, künstlerische Leitung: Lubitsch), „Engel“ (1937), „Rendezvous nach Ladenschluss“ (1939), „Ehekomödie“ (1941), „Sein oder Nichtsein“ (1942), „Ein himmlischer Sünder“ (1943) und „Cluny Brown auf Freiersfüßen“ (1946).
Literatur:
Herta-Elisabeth Renk:
„Ernst Lubitsch“
rororo-Monografie
Rowohl-Verlag, Reinbek b.Hamburg 1992
ISBN 3-499-50502-9
Autor:
Brendan Botheroyd
Links (deutsch):
http://www.goethe.de/uk/mon/enfilmlu.htm
http://www.deutsches-filminstitut.de/dt2tp0035.htm
http://www.spiegel-media.com/Kinofilme/to-be/to_be_or_not_to_be.htm
http://www.bonnerkinemathek.de/filme/ich_moechte_kein_mann_sein/kein_mann_sein.htm
International:
Die Kommentare sind deaktiviert.