Thomas Mann
Schriftsteller
Geb. 6.6.1875 in Lübeck
Gest. 12.8.1955 in Zürich/ Schweiz
„Nur deutsch, das ist klein-deutsch, das ist nicht welt-deutsch, das ist Deutschtum geringer und verkümmerter Art. Keine antiuniversalistische Bewegung, und sei sie noch so populär für ein paar Jahrzehnte, kann daran etwas ändern, und mit höherem Fug dürfen wir ihren militanten Trägern den Vorwurf des Undeutschen zurückgeben. Wenn es ihn je gegeben hat, den deutschen Meister ohne Welt, ohne Europa im Blut – heute kann es ihn gar nicht geben; in einer Welt, die überall die Mauern national-aristokratischer Naivität und Selbstgenügsam-keit in vollem Abbau begriffen sieht, in einem geistig und wohl auch wirtschaftlich-politisch zusammenwachsenden Europa wäre ein Meistertum der Enge, der Verstocktheit und des provinziellen Winkels eine weinerliche Erscheinung.“
Thomas Mann: „Vom Beruf des deutschen Schriftstellers in unserer Zeit“, Berlin 1931*)
Der jüngere Bruder von Heinrich Mann wird als Sohn des Speditionskaufmanns und späteren Senators Heinrich Mann und dessen Frau Julia (geb. Bruns) in Lübeck geboren und verfasst bereits als Schüler Prosaskizzen und Aufsätze für die von ihm mitherausgegebene Zeitschrift Der Frühlingssturm. Monatszeitschrift für Kunst, Literatur und Philosophie.
Mann verläßt 1894 das Gymnasium in der Obersekunda und folgt der Mutter und den Geschwistern nach München. Hier arbeitet er als Volontär bei einer Versicherungsgesellschaft. Seine erste Novelle Gefallen erscheint in der Zeitschrift Die Gesellschaft.
Aufgrund des Erfolgs seiner ersten Veröffentlichung gibt er 1895 seine Stellung auf, arbeitet seitdem als freier Schrift-steller und Journalist und schreibt Beiträge für die von seinem Bruder Heinrich Mann herausgegebene konservative Zeitschrift Das Zwanzigste Jahrhundert. Blätter für deutsche Art und Wohlfahrt. 1898 wird seine Novellensammlung Der kleine Herr Friedemann publiziert.
1898-1900 arbeitet Th. Mann als Lektor und Korrektor der Satirezeitschrift Simplicissimus und verfaßt auf einer Urlaubsreise nach Dänemarkr 1899 die Novelle Tonio Kröger.
1901 Sein zweibändiger Familienroman Buddenbrooks wird von der Kritik begeistert aufgenommen.
1905 Heirat mit Katia Pringsheim
1912 Der Tod in Venedig (Erzählung)
Als Antwort auf Heinrich Manns Antikriegsschrift Zola verfaßt Thomas Mann 1918 die Betrachtungen eines Unpolitischen; seine Verteidigung von Monarchie und deutschem Kriegseinsatz führt zum Bruch mit dem Bruder, einem inzwischen erklärten Demokraten. Erst 1922 ist eine Versöhnung der beiden Brüder wieder möglich: mit seiner Rede Von deutscher Republik tritt Mann in diesem Jahr zum ersten Mal als politischer Mahner und Befürworter der Republik hervor.
1924 Der Zauberberg (Roman)
1926 ist Thomas Mann Gründungsmitglied der Sektion Dichtkunst bei der Preußischen Akademie der Künste.
1929 Literaturnobelpreis für die Buddenbrooks
Angesichts des bedrohlichen Stimmenzuwachses der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) hält Th. Mann am 17. Oktober 1930 in Berlin seine Deutsche Ansprache – Ein Appell an die Vernunft. Im selben Jahr erscheint die Erzählung Mario und der Zauberer, in der Demagogie und Massenverführung des (italienischen) Faschismus gespiegelt werden.
Am 11. Februar 1933 begibt sich der Nobelpreisträger auf eine Reise durch Europa, von der er nach der nationalsozialistischen Machtübernahme nicht mehr nach Deutschland zurückkehrt. Er emigriert zuerst nach Frankreich, dann in die Schweiz. Der erste Band der Tetralogie Joseph und seine Brüder erscheint. Mit diesem Romanwerk, in dem sich Joseph vom egoistischen Träumer zum „Ernährer“ und Fürsorger entwickelt, versucht Mann, ein positives menschliches Beispiel zu geben.
Wie kaum eine andere Familie hat sie bedeutende künstlerische Begabungen und schöpferische Geister hervorgebracht, die sehr widersprüchlich auf die Erfahrungen der Geschichte reagierten. Während der Nobelpreisträger Thomas Mann seine Berufung zum politischen Engagement erst spät erkannte, fand sein älterer Bruder Heinrich hierin bereits seit den ersten Tagen des Exils nach 1933 seine eigentliche Aufgabe. Auch Thomas Manns Kinder Erika und Klaus Mann bezogen schon bald Stellung gegen das NS-Regime, allerdings mit unterschiedlichen Mitteln.
In den Biographien dieser Familie, in ihren Gemeinsamkeiten und Gegensätzen, verdichtet sich daher das Schicksal einer ganzen Epoche.
Einzelheiten dazu können Sie auch auf der Seite des Exil-Clubs lesen unter:
http://www.exil-club.de/dyn/411.asp?Aid=31&Avalidate=173534572&&cache=41597
Nach dreijähriger Zurückhaltung in politischen Fragen erscheint 1936 Thomas Manns öffentliche Absage an Nazi-Deutschland in der Neuen Züricher Zeitung. Im Dezember desselben Jahres wird ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt und das Bonner Ehrendoktorat entzogen, das ihm 1919 verliehen wurde. Mann antwortet darauf 1937 mit seinem Briefwechsel mit Bonn, der in fast allen europäischen Ländern erscheint und im Deutschen Reich in einer Tarnausgabe als Briefe deutscher Klassiker. Wege zum Wissen veröffentlicht wird.
Thomas Mann ist seit 1936 tschechoslowakischer Staatsbürger.
Am 17. Februar 1938 verlassen die Manns in Cherbourg auf der Queen Mary Europa Richtung USA. In Princeton , wo Th. Mann eine Gastprofessur inne hat, entsteht 1939 der Roman Lotte in Weimar.
1940-45 Reden im deutschen Programm der BBC an „Deutsche Hörer“.
1941: Umzug der Familie Mann nach Pacific Palisades bei Los Angeles.
1944 nimmt Thomas Mann die amerikanische Staatsbürger-schaft an und greift in die Wahlkampagne um die vierte Präsidentschaftskandidatur für Franklin D. Roosevelt ein.
1947 erscheint Manns Altersroman Doktor Faustus. Zwei Jahre später wird als Selbstkommentar Die Entstehung des Doktor Faustus veröffentlicht. In diesem Jahr unternimmt Thomas Mann seine erste Europareise nach dem Krieg, um an der ersten internationalen Nachkriegstagung des PEN-Clubs in Zürich teilzunehmen.
1949 erster Besuch in Deutschland nach dem Krieg
1952 wird Mann von einem US-Politiker als „Mitläufer des Kommunismus“ bezeichnet, kehrt den Vereinigten Staaten den Rücken und läßt sich in der Nähe von Zürich nieder, wo er 1954 den ersten Teil des Romans Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull beendet, der allerdings fragmentarisch bleibt.
Thomas Mann stirbt 1955 im Alter von 80 Jahren und wird am 16. August auf dem Friedhof in Kilchberg beigesetzt.
*) Literaturnachweis: Thomas Mann: Vom Beruf des deutschen Schriftstellers in unserer Zeit, Ansprache an den Bruder, gehalten am 27. März 1931 anläßlich der Feier von Heinrich Manns 60. Geburtstag in der Preussischen Akademie der Künste in Berlin, aus: Thomas Mann-Heinrich Mann: Briefwechsel 1900-1949, Erweiterte Ausausgabe, S.Fischer-Verlag, Frankfurt/ Main 1984, S. 161
Prof. Dr. Klaus Goebel:
„Thomas Manns Briefwechsel mit den
Deutschen Blättern in Santiago de Chile“
Klicken Sie bitte hier,
um den Vortrag (PDF-Dokument) zu lesen
Werke:
Romane:
– Buddenbrooks. Verfall einer Familie (1901)
– Königliche Hoheit (1909)
– Der Zauberberg (1924)
– Joseph und seine Brüder (1933-1943)
– Lotte in Weimar (1939)
– Doktor Faustus (1947)
– Der Erwählte (1951)
– Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Der Memoiren erster Teil (1954)
Erzählungen:
– Vision (Prosa-Skizze, 1893)
– Gefallen (1894)
– Der Wille zum Glück (1896)
– Enttäuschung (1896)
– Der kleine Herr Friedemann (1897)
– Der Tod ( 1897)
– Der Bajazzo (1897)
– Tobias Mindernickel (1898)
– Der Kleiderschrank (1899)
– Gerächt (Novellistische Studie, 1899)
– Luischen (1900)
– Der Weg zum Friedhof (1900)
– Gladius Dei (1902)
– Tristan (1903)
– Die Hungernden (1903)
– Tonio Kröger (1903)
– Das Wunderkind (1903)
– Ein Glück (1904)
– Beim Propheten (1904)
– Schwere Stunde (1905)
– Wälsungenblut [1921]
– Anekdote (1908)
– Das Eisenbahnunglück (1909)
– Wie Jappe und Do Escobar sich prügelten (1911)
– Der Tod in Venedig (1912)
– Herr und Hund (1918)
– Gesang vom Kindchen. Idylle (1919)
– Tristan und Isolde (1923)
– Unordnung und frühes Leid (1926)
– Mario und der Zauberer (1930)
– Die vertauschten Köpfe (1940)
– Das Gesetz (1944)
– Die Betrogene (1953)
Quelle und weitere Werknachweise unter: http://www.thomasmann.de
Literatur:
Manfred Görtemaker:
Thomas Mann und die Politik
S. Fischer-Verlag, Frankfurt/ M. 2005
ISBN 3-100-2871-0-X
Martina Hoffschulte:
„Deutsche Hörer!“ – Thomas Manns
Rundfunkreden (1940 bis 1945) im Werkkontext
Telos Verlag Münster, 2003, (2. Aufl. 2004),
ISBN 3-933060-11-7
Theodor W. Adorno/ Thomas Mann
Briefwechsel 1943-1955
Herausgegeben von Christoph Gödde
und Thomas Sprecher
Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. Main 2002
ISBN 3-518-58316-6
Links (deutsch):
Herr Thomas Mann aus Lübeck. Download als PDF
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=6778&ausgabe=200402
http://www.hoerverlag.de/3-89940-398-3.php?sender=alletitel
http://www.dra.de/ram/cd-rom01.ram
http://www.ciw.uni-karlsruhe.de/tmg/tmpage.html
http://www.exil-club.de/dyn/411.asp?Aid=31&Avalidate=173534572&&cache=41597
http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/ulb/tmswebl.html
http://www.tma.ethz.ch/TMG.html
http://www.bibliothek.uni-augsburg.de/fach/germ/jonasbibl.html
http://www.uni-bielefeld.de/paedagogik/Seminare/moeller02/01Radio/seiten/bbc.html
http://www.br-online.de/wissen-bildung/kalenderblatt/dezember/kb19991224.rtf
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=6778&ausgabe=200402
http://www.klostermann.de/lit/lit_2782.htm
http://www.dla-marbach.de/kallias/hyperkuss/m-9.html#Mann,%20Thomas
http://stadtzeitung.luebeck.de/artikelarchiv/2000/128/1280302.html
http://www3.stzh.ch/strauhof/mannomann/pressemappe_mannomann/presse_raumbeschreibung.pdf
International:
http://libweb.princeton.edu/libraries/firestonerbsc/aids/mann.html
http://www.kirjasto.sci.fi/tmann.htm
http://almaz.com/nobel/literature/1929a.html
http://www.nobel.se/literature/laureates/1929/mann-autobio.html
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