Hans Marchwitza
Arbeiterschriftsteller
Geb. 25.6. 1890 in Scharley b. Bytom/ Deutsches Reich
Gest. 17.1. 1965 in Potsdam/ DDR
Der Sohn eines oberschlesischen Bergmanns hat sich in seinen Romanen immer wieder mit diesem Milieu beschäftigt. Seine Mutter, eine Kohlewäscherin, starb an Schwindsucht, wie die Tuberkulose damals hieß, als Hans Marchwitza noch ein Kind war. Zu Hause wurde Wasserpolnisch gesprochen, ein deutschpolnisches Sprachgemisch, das jedoch in der Schule verpönt war.
Der Tradition folgend, wurde auch Hans Marchwitza Bergarbeiter. Mit 14 Jahren fuhr er als Kohleschlepper in die Zeche ein. Sechs Jahre später ging er ins Ruhrgebiet, wo Bergleute besser bezahlt wurden als im Armenhaus Oberschlesien. Nach kurzer Zeit wechselte er als Arbeiter zum Eisenbahnbau. 1914 muß er als Soldat in den Ersten Weltkrieg und ist beim blutigen Kampf um Verdun dabei – ein Erlebnis, das ihn ebenso prägt wie seine Bergbauvergangenheit.
Wie so manche seiner Schicksalsgenossen, darunter Erich Maria Remarque, kehrt er als Pazifist aus dem Krieg ins Ruhrrevier zurück, tritt 1920 in die KPD ein, nimmt aktiv an den Ruhrkämpfen und später an den Streiks der Kumpel teil. Deshalb wird er auf die Schwarze Liste gesetzt, was einem Arbeitsverbot gleichkommt.
Notgedrungen wird Marchwitza Publizist. Er verdient sein Geld als Arbeiterkorrespondent bei der kommunistischen Zeitung Ruhrecho und erregt 1930 Aufsehen mit seinem später in mehrere Sprachen übersetztes Buch Sturm auf Essen – ein romanhaft geschriebener authentischer Bericht über die Ruhrkämpfe.
Mit Beginn des Dritten Reichs flieht Hans Marchwitza über die Schweiz und Frankreich nach Spanien, wo er 1936 in den Internationalen Brigaden auf Seiten der gewählten republikanischen Regierung gegen Franco kämpft, der von Hitler und Mussolini unterstützt wird. Nach der Niederlage der spanischen Republik kehrt er nach Frankreich zurück und wird nach Ausbruch als feindlicher Ausländer interniert, bis er ein Visum für Mexiko erhält und 1941 mit dem Schiff New York erreicht. Allerdings genehmigen die US-Behörden dem kommunistischen Exilanten nicht die Weiterreise nach Mexiko.
1946 gestatten die us-amerikanischen Behörden ihm die Rückkehr nach Deutschland, allerdings darf er nur in die amerikanische Besatzungszone reisen. Von Stuttgart aus setzte er sich jedoch in die sowjetische besetzte Zone ab und macht in der DDR Karriere als Nationalpreisträger und Vizepräsident der dortigen Akademie der Künste. Dennoch sah sich dieser unkritische Kommunist bis zum Ende seines Lebens weniger als Schriftsteller denn als „schreibender Arbeiter“.
Autor:
Hajo Jahn
Literatur:
– Schlacht vor Kohle (Roman, Wien/Bln./Zürich 1931),
– Meine Jugend (autobiogr. Roman, Bln./ SBZ 1947)
– Die Kumiaks (Zürich/Wien/Prag 1934. Bln./SBZ 1947)
– Die Heimkehr der Kumiaks (Bln./ DDR 1952,
– Die Kumiaks und ihre Kinder, ebd. 1959)
– ;In Frankreich, (Reportage, Potsdam 1949)
– Unter uns. Erzählungen aus älterer u. jüngerer Zeit, ebd. 1950
– In Amerika (Reportage, Bln./ DDR 1961)
– Gedichte, Bln./Weimar 1965
– Poesiealbum 93, Bln/DDR u. Mchn. 1975
– Roheisen (ebd. 1955).
Links (deutsch):
http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Marchwitza
http://www.bautz.de/bbkl/m/marchwitza_h.shtml
http://www.kommunisten-online.de/bildung/marchwitza1.htm
http://snow.prohosting.com/nemesisa/marchwitza-sturm-auf-essen.htm
http://www.artshaw.com/artshaw%20seiten/deutsch/akademiemitglieder/marchwitza.htm
http://www.antiquario.de/a_autoren/m/Marchwitza_Hans.html
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