Geb. 3.4.1903 in Trautenau, Böhmen/ Österreich-Ungarn
Gest. 2.7.1985 in Eislingen
„Als ich meine Heimat verließ, kamen in der Truhe, die noch die Spuren der Erde des väterlichen Gartens an sich trug, die Arbeiten meiner letzten zehn verschwiegenen und schweigsamen Jahre mit in die neue Heimat, die mir aber längst alte Heimat war, in das Land zu den Füßen des Hohenstaufen, in die Landschaft Schillers, Hölderlins, Mörikes, Hesses. Das war schließlich wie die Vertreibung in ein Paradies.“
(Josef Mühlberger, 1948)
Josef Mühlberger hatte einen Bruder und zwei Schwestern, alle älter als er, der Vater war Deutscher, die Mutter Tschechin. Seine Herkunft sah Mühlberger zeitlebens als Verpflichtung an; stets ging es ihm darum, sich für die Annäherung von Deutschen und Tschechen einzusetzen – mit seinen Mitteln als Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Übersetzer und Journalist.
Von 1922 bis 1926 studierte er Germanistik und Slawistik in Prag. Er beendete das Studium mit dem Dr. phil. und setzte danach (1927/ 28) in Uppsala seine Studien fort. Von 1928 bis 1931 war er Mitherausgeber der wichtigen Zeitschrift Witiko, deren Ziel u. a. war, den Deutschen in das Wesen und Werk des tschechischen Nachbarvolkes einzuführen. Damit machte er sich in der aggressiv aufgeladenen politischen Atmosphäre der Zeit viele Gegner, aber auch Freunde, etwa den älteren Prager Deutschen Max Brod. Dieser blieb mit ihm auch nach Faschismus und Krieg, in Tel Aviv lebend, lebenslang in Kontakt.
Der Schriftsteller wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Herder-Preis (1937), dem Adalbert-Stifter-Preis (1951), dem Andreas-Gryphius-Preis (1965), dem Eichendorff-Preis (1973),dem Wenzel-Jaksch-Preis (1976) und dem Heinrich-Schickardt-Kulturpreis der Stadt Göppingen (1982). 1983 wurde ihm der Ehrentitel Professor durch das Land Baden-Württemberg verliehen. Josef Mühlberger war Mitglied der Künstlergilde Esslingen und lange Jahre deren Gildenmeister.
Literatur von und über Josef Mühlberger:
Josef Mühlberger, Die Knaben und der Fluß. Mit einem Nachwort von Peter Härtling. Insel Verlag 2003. (Auch in einer tschechischen Ausgabe erhältlich: Chlapci a Reka. Übersetzer Zdenek Marecek. Barrister&Principal, Brno/ Brünn 2003.)
Josef Mühlberger, Erzählungen aus dem Nachlaß. Eislingen 1995.
Josef Mühlberger, Ausgewählte Werke in zwei Bänden. Hrsg. Frank-Lothar Kroll. Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen.
Bonn 2004.
Susanne Lange-Greve. ›Leben an Grenzen. Josef Mühlberger 1903-1985. Eine Veröffentlichung zu seinem 100. Geburtstag.‹ Lautern 2003.
Mehrere Aufsätze in:
Peter Becher (Hrsg), ›Josef Mühlberger. Beiträge des Münchner Kolloquiums‹, München 1987.
Tina Stroheker (Hrsg.), ›Mein Kapitel Mühlberger. Erinnerungen an einen Autor‹. Eislingen 1999. Mit einem Werkverzeichnis von Michael Berger.
Tina Stroheker, ›Vermessung einer Distanz. Aufzeichnungen in der Umgebung Josef Mühlberger‹. Eislingen 2003.
Autorin:
Tina Strohecker
Links (deutsch):
http://www.kulturstiftung-der-deutschen-vertriebenen.de/muehlb.html
http://www.perlentaucher.de/autoren/12263.html
International:
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