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Neumann, Robert

H.A.M. 0

Robert Neumann
Schriftsteller, Feuilletonist, Literaturkritiker und Hörspielautor


Geb. 22.5.1897 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 3.1.1975 in München


„Die Parodie schiesst auf einen Mann mit der Waffe seiner eigenen Form. Das ist ihr besonderes Mittel der Aggression.“

(Robert Neumann)


Der Sohn eines Bankdirektors studiert Medizin, Chemie und Germanistik in Wien und arbeitetet zunächst in den unterschiedlichsten Berufen, als Effektenkassierer, Bankier, Schwimmtrainer und Frachtaufseher. Erst dann entschließt sich Robert Neumann, Schriftsteller zu werden – und begründet in den 20er Jahren mit der Parodie jene kritische Literaturgattung, die ihn berühmt machen wird.


„Neumann parodierte alles, was damals einen gewissen Ruf genoß: Brechts Mahagonny-Gesänge wie die antisemitischen Tiraden eines Artur Dinter, Rilkes Gottsuche ebenso wie Ilja Ehrenburgs raffinierte Sowjetpropaganda und Rudolf Presbers liebtraute Gartenlauben-Romantik. Kein Wunder, daß er aufstieg wie ein Komet in der hektischen literarischen Betriebsamkeit der Epoche! Indes, der fetten Jahre wurden es nur sechs, der mageren hingegen zwölf. 1933 landeten die Bücher des „Literaturjuden“ Neumann in bester Gesellschaft auf nationalsozialistischen Scheiterhaufen. Im britischen Exil zeitweilig interniert, wäre ihm beinahe sein Humor vergangen. Die nicht nur von General Ludendorff permanent ausgemalte Solidarität des „Weltjudentums“ entlockte dem vielfach Verlassenen, gelegentlich Verratenen nur ein sarkastisches „Schön wär’s!“

Quelle: Jörg Judersleben, Ein Meister der geistvollen Camouflage in: Die WELT v. 22.5.1997,
http://www.welt.de/data/1997/05/22/677023.html?search=Robert+Neumann&searchHILI=1


In den literarisch durchaus fruchtbaren Jahren des britischen Exils entsteht zahlreiche Novellen und Romane, teilweise in englischer Sprache, darunter seine poetische Chronik des jüdischen Volkes An den Wassern von Babylon.1939 gründet der seit einem Jahr britische Staatsbürger Robert Neumann, zusammen mit Franz Werfel, den Österreichischen Exil PEN, dessen Präsident er wird.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übersiedelt Neumann 1959 ins schweizerische Locarno und lebt fortan sowohl im Tessin als auch in München.

Durch seine Parodiensammlungen Mit fremden Federn (1927, erweitert auf zwei Bände 1955) sowie Unter falscher Flagge ist Neumann in den vergangenen Jahrzehnten vor allem als genialer literarischer Parodist rezipiert worden. Das umfangreiche literarische Werk des vielseitigen Exilautors und streitbaren Publizisten Neumann, das in mehrere Sprachen übersetzt worden ist und neben historischen und zeitkritischen Gegenwartsromanen ebenso biografische Skizzen, autobiografische Schriften, literatur- und kulturkritische Essays umfasst -, ist darüber fast vergessen worden, ebenso wie seine zahlreichen Arbeiten für Rundfunk und Fernsehen und seine pointierten Einmischungen in die politischen und kulturellen Debatten der deutschen Nachkriegsjahrzehnte.


„Manches von dem, was er nicht geliebt hat, sondern gehaßt, hat er sich dennoch auferlegt, aus Pflichtgefühl. So war ihm jede Vereinsmeierei zuwider, dennoch kämpfte er im internationalen P.E.N.-Club, dessen Vizepräsidentschaft er 1966 antrat, aufopferungsvoll für Meinungsfreiheit und politisch verfolgte Autoren. Nein, Robert Neumann war reflektierender Zyniker, kein praktizierender. Daß der große Stimmen-Imitator am Ende glücklich gewesen ist mit seinem Werk, darf bezweifelt werden. Im hohen Alter faßte er einmal seine literarische Existenz ins Bild eines Narziß, der obsessiv in den Brunnen zu blicken pflegt, regelmäßig gespannt, welches Gesicht ihm wohl diesmal vom Grunde entgegenschaut. Ein unbefriedigender Zustand, den er darum zur „vorletzten Situation“ erklärte. Denn: „In der letzten – der der endlich erworbenen Weisheit oder der des endlich gefundenen Glaubens -, in dieser letzten Situation schriebe man nicht mehr weiter.“ Als Leser konstatieren wir voll selbstsüchtiger Genugtuung, daß Robert Neumann zu dieser letzten Situation niemals vorzudringen vermochte.“

Quelle: Jörg Judersleben, a.a. O.


Literatur:

Richard Dove:
‚Fremd ist die Stadt und leer . . .‘
Fünf deutsche und österreichische Schriftsteller
im Londoner Exil 1933-1945. Max Herrmann-Neiße,
Alfred Kerr, Robert Neumann, Karl Otten, Stefan Zweig
Parthas-Verlag, Berlin 2004
ISBN 3-932529-59-6


Links (deutsch):

http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Neumann

http://www.literaturhaus.at/buch/hoerbuch/rez/neumannparodien/

http://www.literaturhaus.at/buch/fachbuch/rez/Dove

http://www.literaturhaus.at/zirkular/projekte/neumann

http://www.sbg.ac.at/ger/kmueller/neumannrobert/neumannforschungsstand.pdf

http://www.students.uni-mainz.de/hilst005/Sephardi.htm

http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/21532.html

http://www.literaturepochen.at/exil/lecturepage5032_0.html

http://www.perlentaucher.de/buch/2963.html


International:

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