Erich Ohser (Pseudonym: e.o. plauen)
Zeichner und Karikaturist
Geb. 18.3.1903 in Untergettengrün (Vogtland)
Gest. 6.4.1944 in Berlin
„Er war ein rauflustiger Kritiker seiner Zeit, er hasste die Profitmacher, er verlachte die Spießer und Heuchler, er attackierte die Bürokratie, er focht für die Freiheit des einzelnen und kämpfte gegen die Dummheit der meisten“
Erich Kästner über Erich Ohser)
1907 zieht die Familie nach Plauen, jenem Ort, der Ohser später seinen Namen geben wird. 1917 beginnt der Sohn eines Zollgrenzbeamten mit einer Schlosserlehre und studiert von 1921 bis 1926 an der Leipziger Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe. Bereits während seines Studiums verdient Erich Ohser nebenher Geld mit Zeichnungen für Werbebroschüren, Presse und Plakate, wobei sein soziales und politisches Interesse unverkennbar zu Tage tritt. Gefördert wird er dabei auch und vor allem von zwei Freunden, dem ebenfalls aus Plauen stammenden Journalisten Erich Knauf sowie dem angehenden Schriftsteller und späteren Redakteur der Neuen Leipziger Zeitung, Erich Kästner, den Ohser während des Literatur-Studiums an der Universität in Leipzig 1923 zum erstenmal trifft; eine Begegnung übrigens, aus dem eine langjährige Freundschaft werden wird. Kästner sorgt dafür, daß Ohser bei der Neuen Leipziger Zeitung als Zeichner eingestellt wird. Die Veröffentlichung von Kästners Gedicht Abendlied eines Kammervirtuosen mit der Illustration von Ohser wird allerdings als Verhöhnung von Beetoven, dessen 100. Todestag man 1927 feiert, empfunden und sowohl Kästner als auch Ohser daraufhin fristlos entlassen.
1927/28 übersiedeln beide nach Berlin, wo Ohser den Bauhaus-Lehrer Albert Schäfer-Ast und die Schriftsteller Hans Fallada und R.A. Stemmle kennenlernt. Er illustriert Erich Kästners ersten Gedichtband Herz auf Taille. 1928 fahren die beiden Freunde zu Studienzwecken nach Litauen. 1929 reisen sie zusammen nach Paris, im darauffolgenden Jahr nach Moskau und Leningrad. Im selben Jahr noch beginnt Ohser seine Tätigkeit als Karikaturist für den sozialdemokratischen Vorwärts.
Erich Knauf zieht ebenfalls nach Berlin und verschafft Ohser Illustrationsaufträge bei der Büchergilde Gutenberg, für die er als Lektor tätig ist. In dieser Zeit entsteht die Illustrationsfolge für Michail Soschtschenkos Die Stiefel des Zaren. Ohser illustriert weitere Gedichtbände seines Freundes Kästner, arbeitet als Schnellzeichner bei Werner Fincks Kabarett Die Katakombe sowie als Karikaturist für den Querschnitt.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verbrennt Erich Ohser in seinem Schrebergarten sämtliche Originalzeichnungen, die er für den Vorwärts angefertigt hat, dazu viele Illustrations- und Witzzeichnungen. Der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Opernplatz in Berlin fallen u.a. auch die von Ohser illustrierten Werke Erich Kästners zum Opfer. 1934 wird dem Karikaturisten und Zeichner die Mitgliedschaft im Reichsverband der deutschen Pressezeichner verwehrt, was praktisch einem Berufsverbot gleichkommt.
Der Ullstein Verlag erwirkt für Erich Ohser eine Arbeitserlaubnis als unpolitischer Zeichner. Ab Dezember 1934 darf er wieder arbeiten und entwirft für die Berliner Illustrirte zum erstenmal seine berühmten Vater und Sohn-Geschichten, die unter dem Pseudonym e.o. plauen (Erich Ohser aus Plauen) erscheinen. Ohsers bis 1937 wöchentliche Bildergeschichte erfreut sich beim Leserpublikum großer Beliebtheit. Der 1935 beim Ullstein-Verlag erscheinende erste Band mit Vater und Sohn-Geschichten wird bis Kriegsbeginn immerhin eine Auflage von 90 Tausend Exemplaren erreichen. Mit ihrem Aussehen und ihrer Art sind die gezeichneten Sympathieträger Vater und Sohn quasi gezeichnete Gegenpole zum Ideal des von den Nationalsozialisten propagierten arischen Typen.
Obwohl sich Erich Ohser in Hitler-Deutschland nicht mehr wohl fühlt, lehnt er Angebote zur Emigration ab und arbeitet stattdessen ab 1940 als politischer Zeichner für Das Reich, eine direkt im Presseamt der NSDAP neu entwickelte Wochenzeitung, die sich – auch mit Blick auf das befreundete, besetzte oder neutrale Ausland – als liberal und offen geriert und an ein vorwiegend bürgerliches Publikum wendet. Für die Mitarbeit werden zahlreiche bekannte Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler und Wirtschaftsexperten gewonnen, darunter auch Nichtmitglieder der NSDAP und als kritisch geltende Autoren, wobei allerdings Reichspropagandaminister Joseph Goebbels den wöchentlichen Leitartikel schreibt. Erich Ohser karikiert bis 1944 die alliierten Kriegsgegner Deutschlands. Sein – aus den Besuchen Ende der Zwanziger Jahre herrührender – sehr persönlicher Antikommunismus wird in Ohsers Zeichnungen jener Jahre sichtbar. Karikaturen mit antisemitischer Aussage kann er jedoch mit Geschick umgehen.
1943 wird sein Atelier in Berlin-Wilmersdorf und ein großer Teil seiner Zeichnungen bei einem Bombenangriff vernichtet. Erich Ohser und Erich Knauf ziehen nach Berlin-Kraulsdorf um. Wegen sogenannter defätistischer Äußerungen in einem Luftschutzkeller werden die beiden Freunde von einem Hausbewohner denunziert und am 28. März 1944 verhaftet. Bevor der Volksgerichtshof das zu erwartende Todesurteil über ihn verhängen kann, nimmt sich e.o.plauen Anfang 1944 in seiner Zelle das Leben. Erich Knauf wird am 2. Mai zum Tode verurteilt und die Kosten der Hinrichtung seiner Witwe in Rechnung gestellt.
Links (deutsch):
http://www.yolanthe.de/biograf/ohser.htm
http://www.plauen.de/pitcms/.plauen/hauptordner0/e1_o6/hauptordner1/folge_nachlass_eoplauen
http://christoph-gaebler.de/ohser.htm
http://www.comic.de/neues/wbm_ohser.html
http://www.derweg.org/personen/literatur/erichohser.html
http://www.leser-service.de/bookinist/content/text/bildband/@ohvater.htm
http://www.mdr.de/artour/archiv/1692263.html
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