Karel Reiner
Komponist
Geb. am 28.6.1910 in Zatec/ Saaz in Nordböhmen/ Österreich-Ungarn
Gest. 17.10.1979 in Prag/ Tschechoslowakel
Karel Reiner gehört zu der Gruppe der „Theresienstädter“ Komponisten und Musiker, deren gemeinsames Schicksal darin bestand, von den Nazis aus dem „Protektorat Böhmen“ in das ghettoähnliche KZ Theresienstadt deportiert worden zu sein, um von dort aus in eines der Vernichtungslager im Osten deportiert zu werden.
Karel Reiner, dessen Vater Kantor einer jüdischen Gemeinde ist, hat in Prag sowohl Jura studiert (mit der Promotion zum Dr. jur.) als auch Komposition bei Josef Suk und Alois Hába, mit dem er befreundet und zudem durch die Nähe zur Anthroposophie verbunden ist.
Gemeinsam mit seiner Frau Hana kommt er am 5. Juli 1943 ins Lager – und überlebt als einziger aus der Komponistengruppe. Obwohl er überwiegend in der Jugendbetreuung arbeitet, liefere er wichtige Beiträge zur sogenannten „Freizeitgestaltung“: er hält Vorträge zu musikalischen Themen, stellt seine pianistischen Fähigkeiten in den Dienst verschiedener Unternehmungen und schreibt die Musik zum „Esther“-Spiel, das zu den großen Leistungen des künstlerischen Widerstands im „Ghetto“ zählt. Den Bemühungen Milan Kunas (Autor des Buches „Musik an der Grenze des Lebens“) und der überlebenden Mitwirkenden der damaligen Inszenierung verdanken wir die Rekonstruktion der „Esther“-Musik. Kuna hat darüber 1994 in einem umfangreichen Artikel berichtet, der in der tschechischen Musikzeitschrift „Hudební veda“ veröffentlicht wurde.
Reiner hat sich bereits in den 1930er Jahren, nach Studien bei Josef Suk und Alois Hába, als Komponist und als Interpret nicht nur der Vierteltonwerke seines Lehrers Hába einen Namen gemacht. Nach der Befreiung 1945 schreibt er bis zu seinem Tode nahezu 300 Kompositionen, darunter die Opern „Das verwunschene Lied“ (1950) und „Das Schustermärchen“ (1972), eine Symphonie (1959) sowie zahlreiche Kammermusikwerke und Lieder.
Die Sonata brevis für Violoncello und Klavier entsteht 1946 als eine der ersten Kompositionen Karel Reiners nach der Befreiung aus der Lagerhaft. Das dreisätzige Werk lässt nur im Mittelsatz („Marcia funebre“) die Auseinandersetzung des Komponisten mit den Leiden der Vergangenheit erahnen.
Autor:
Dr. Ingo Schultz
Links (deutsch):
http://www.rrz.uni-hamburg.de/musik/exil/wettbewerb/quartette/reiner.html
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