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Saro-Wiwa, Ken

H.A.M. 0

Ken Saro-Wiwa (Kenule Beeson)
Schriftsteller und Bürgerrechtler


Geb. 1941 in Bori/ Nigeria
Gest. 10.11.1995 in Port Harcourt/ Nigeria


„In meiner Unschuld in bezug auf die falschen Anschuldigungen, mit denen ich hier konfrontiert bin, rufe ich in tiefster Überzeugung das Volk der Ogoni, die Völker des Niger-Deltas und die unterdrückten Volksstämme von Nigeria auf, sich jetzt zu erheben und furchtlos und friedlich für ihre Rechte zu kämpfen. Die Geschichte steht auf ihrer Seite. Gott steht auf ihrer Seite. Im heiligen Koran heißt es in Sure 42, Vers 41: ›Alle, die kämpfen, wenn sie unterdrückt werden, laden keine Schuld auf sich, und Allah wird den Unterdrücker bestrafen.‹ Der Tag wird kommen.“

(aus Ken Saro-Wiwas Schlußwort vor Gericht 1995)


Geboren wird Ken Saro-Wiwa als Angehöriger des Volkes der Ogoni, das kaum mehr als etwa eine halbe Million Köpfe zählt. Der Sproß einer wohlhabenden Familie kann – im Gegensatz zur großen Mehrheit seiner Altersgenossen – eine gute Schul-bildung genießen, beginnt noch auf dem College, sich für Literatur zu interessieren und verfasste erste eigene Texte.

Während des Studiums der Englischen Literatur an der Univer-sität Ibadan gibt Ken Saro-Wiwa die Studentenzeitschrift The Horizon heraus und wirkt bei verschiedenen Theatergruppen mit. Nach Beendigung seiner Ausbildung arbeitet er als Assistent an der Universität von Nigeria in Nsukkat.


Als 1967 die Volksgruppe der Ibo den eigenen Nationalitäten-staat Biafra proklamiert und es bald darauf zum Bürgerkrieg kommt, entscheidet sich Ken Saro-Wiwa gegen die Sezession und flieht aus Biafra, macht politische Karriere als Zivilverwalter der von den nigerianischen Regierungstruppen eroberten Ha-fenstadt Bonny und danach auf verschiedenen Ministerposten im Bundesstaat River State.


Bereits 1968 veröffentlicht er den Essay The Ogoni Nationality Today and Tomorrow, in dem er sich mit seinem eigenen Volk und dessen Stellung innerhalb Nigerias auseinandersetzt. 1971 erscheint Saro-Wiwas Theaterstück The Transistor Radio und zwei Jahre später werden seine ersten beiden Bücher Tambari und Tambari in Dukana veröffentlicht. Allerdings sollen noch über zehn Jahre bis zur Gründung des eigenen Verlags Saros International Publishing (1985) vergehen.


Im selben Jahr erscheint neben der Lyriksammlung Songs in a Time of War Ken Saro-Wiwas bedeutendstes Werk, der Anti-kriegsroman Sozaboy, der erst nach seinem Tod auch ins Deutsche übersetzt wird. Während Sozaboy international ein grosser Achtungserfolg wird, begründen sich Saro-Wiwas Be-liebtheit und hohes Ansehen bei seinen Landsleuten einerseits auf seinen treffsicheren journalistischen Arbeiten, die im Band Similia: Essays on Anomic Nigeria gesammelt sind, anderer-seits auf seiner Fernsehserie Basi and Company, die es zwischen 1985 und 1990 auf rund 150 Folgen bringt.

Daneben veröffentlicht er 1986 mit A Forest of Flowers eine Sammlung von 19 Kurzgeschichten, die unter dem Titel Die Sterne dort unten auch auf deutsch vorliegt. Sein politischer Roman Prisoners of Jebs (1988) und der autobiographische Bericht über den Biafrakrieg On a Parkling Plain erscheinen 1989. Ken Saro-Wiwas letzter Roman Lemona’s Tale und sein Gefängnistagebuch A Month and a Day werden auch in der Bundesrepublik Deutschland verlegt.


Neben seiner literarischen Tätigkeit engagiert sich Ken Saro-Wiwa mehr und mehr als Bürgerrechtler und Umweltschützer. 1990 gehört der Schriftsteller zu den Mitbegründern von MOSOP (Bewegung für das Überleben der Ogoni) und verfasst im selben Jahr die Erklärung Ogoni Bill of Rights, die von den Ogoni-Königtümern übernommen wird. Die Protestbewegung wird immer stärker und engagiert sich erfolgreich auf internationaler Ebene, allerdings auch mit dem Ergebnis, daß der Druck der Regierung auf Ken Saro-Wiwa ab 1993 immer stärker wird.

Als vier gemässigte Ogoni-Politiker ermordet werden, verdächtigt man ihn und acht seiner Mitstreiter dieser Tat. Ken Saro-Wiwa, Träger des Bruno-Kreisky-Preises für Verdienste um die Menschenreche, des Alternativen Nobelpreises 1994 und nominiert für den Friedensnobelpreis des Jahres 1995, wird – trotz heftiger internationaler Proteste – am 10. November 1995 im Gefängnis von Port Harcourt hingerichtet.


Literatur:

Ken Saro-Wiwa
Lemonas Geschichte
Roman
dtv premium im Großformat
Übersetzt von Gerhard Grotjahn-Pape
Deutsche Erstausgabe
ISBN 3-423-24175-6

ders.:
Sozaboy
Roman
Übersetzt von Gerhard Grotjahn-Pape
Deutsche Erstausgabe
ISBN 3-423-12418-0

ders.:
Die Sterne dort unten
Erzählungen
Übersetzt von Chris Hirte
Deutsche Erstausgabe
ISBN 3-423-12334-6

Die Bücher von Ken Saro-Wiwa sind erschienen
bei dtv


Links (deutsch):

http://autorengruppen.de/schreibgruppen/gruppen/literatur_aus_afrika/ken_saro_wiwa.htm

http://www.fu-berlin.de/afrosi/documents_pdf/NdumbeBriefSaroWiwa.pdf

http://coforum.de/index.php4?Ken_Saro-Wiwa

http://www.fb10.uni-bremen.de/anglistik/kerkhoff/AfricanLit/SaroWiwa/SaroWiwa2.htm

http://www.ifa.de/zfk/rezensionen/dsarowiwa.htm

http://www.sbs-online.ch/hoeren/neues/tipps/archiv/thema/saro.html

http://www.uni-muenster.de/PeaCon/wuf/wf-98/9830501m.htm

http://www.friedenspaedagogik.de/themen/gewaltfr/aktionen/aktio_23.htm

http://www.oeko-net.de/kommune/kommune3-97/ZZNIGERI.html

http://www.weltpolitik.net/Regionen/Afrika/Nigeria/Analyse/Shell%20Nigeria%20und%20der%20Fall%20Ken%20Saro-Wiwa.html

http://www.perlentaucher.de/autoren/2462.html


International:

http://en.wikipedia.org/wiki/Ken_Saro-Wiwa

http://www.scholars.nus.edu.sg/post/sarowiwa/sarowiwaov.html

http://www.rightlivelihood.org/recip/saro-wiwa.htm

http://www.englishpen.org/writersinprison/bulletins/launchofkensarowiwalivememoria/

http://www.hartford-hwp.com/archives/34a/020.html

http://www.revuenoire.com/anglais/S30-8.html

http://www.theatre-contemporain.net/auteurs/saro-wiwa/default.htm

http://www.rfi.fr/fichiers/MFI/CultureSociete/579.asp

http://homepage.oanet.com/jaywhy/ken_f.htm

http://www.ratical.org/corporations/KSWstmt.html


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